Hanami

Hanami bezeichnet die Tradition, die im Frühling blühenden Kirschbäume zu beobachten. Bei den Kirschblütenfesten treffen sich Japaner jedes Jahr in Parks oder in der Natur zum gemütlichen Beisammensitzen und feiern die Schönheit der Kirschblüte mit Lunchpaketen und Bier.

Hanami (花見) ist sicherlich eine der schönsten Zeiten des Jahres. In Japan feiert man das rund zehntägige Event jedes Jahr zusammen mit Freunden, Kollegen und Familie. Der Begriff setzt sich aus den beiden Wörtern hana (花, Blume) und mi (見, sehen) zusammen und bezeichnet das Betrachten der blühenden Kirschbäume.

Unter dem Kirschblütenfest kann man sich Picknick mit Freunden vorstellen, bloß mit dem Unterschied, dabei unter blühenden Kirschbäumen zu sitzen. Wie Hanami ursprünglich entstand, was hinter der Tradition steckt und wie du selbst in Deutschland Hanami machen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Was man für ein richtiges Hanami braucht

Um Hanami zu machen, braucht man abgesehen von den blühenden Kirschbäumen eigentlich nicht viel. Zur Zeit der Kirschblüte sieht man in allen städtischen Parks Japans blaue Plastikfolien, die als Sitzunterlage verwendet werden. Während wir uns bei einem Blick ins Internet kaum vor Angeboten von Picknick-Decken retten können, bevorzugen Japaner Plastikfolien.

Plastikdecken

Plastikfolien sind natürlich nicht so ästhetisch und bequem wie unsere Picknick-Decken, allerdings haben sie den Vorteil, dass sie einfach abgewischt werden können, wenn aus Versehen Getränke umgestoßen werden.

Blaue Sitzunterlagen in dieser Art lassen sich interessanterweise in nahezu jedem Supermarkt für kleines Geld erwerben und sehen bis ins Detail identisch aus. Praktisch, denn so muss man sich auch keine Gedanken machen, ob die Unterlage jemandem nicht gefällt.

Alkohol und Lunchpakete

Neben den Sitzunterlagen muss beim Hanami natürlich auch für das körperliche Wohl gesorgt werden. Obentô (お弁当, Lunchpakete) und sake (酒, Alkohol) gehören zu einem guten Hanami einfach dazu. Jeder bringt etwas mit und teilt es mit der Gruppe, sodass niemand benachteiligt wird und den Einkauf für alle machen muss.

Obentô ist der Begriff für Lunchpakete, die Japaner oft mit in die Schule oder zur Arbeit nehmen. Welche Zutaten genau in ein gutes Obentô gehören, ist dabei nicht vorgeschrieben. Oft bestehen diese jedoch aus Reis, Gemüse und Fisch- oder Fleischgerichten, die frisch zubereitet werden und in der Schule oder am Arbeitsplatz dann kalt gegessen werden.

Obentô

Kalter Fisch oder kalter Curryreis klingt zuerst vielleicht etwas eigenartig, doch in Japan ist es durchaus normal, Gerichte dieser Art kalt zu essen. Beim Hanami jedenfalls ist es gerne gesehen, wenn jemand Karaage (唐揚げ, Hähnchen-Nuggets) oder gebratenes Gemüse in die Mitte stellt. Einmal-Essstäbchen aus Holz sind normalerweise immer in Massen da, sodass niemand mit den Händen essen muss.

Neben dem Essen steht natürlich vor allem der sake im Mittelpunkt des Geschehens. Entgegen der allgemeinen Auffassung ist sake der allgemeine Begriff für Alkohol. Den Reiswein, den wir in Deutschland als „Sake“ bezeichnen, nennt man in Japan nihonshu (日本酒).

Geschichte und Symbolhaftigkeit

Die Tradition des Hanami wird schon seit vielen Jahrhunderten gefeiert. Der Ursprung von Hanami lässt sich auf die Nara-Zeit (710 – 794) datieren, wo allerdings nicht die Kirschblüte, sondern die Blüte der Pflaume im Mittelpunkt stand.

Erst in der Heian-Zeit (794 – 1185) bekam die als Sakura (桜) bezeichnete Kirschblüte die volle Aufmerksamkeit der Japaner, die besonders von den Aspekten der Schönheit und der Vergänglichkeit angesprochen wurden.

Trotz der Tatsache, dass der japanische Kirschbaum keine Früchte trägt, lebt er das ganze Jahr über einzig und allein für die kurze Zeit des Erblühens, um dann in vollendeter Schönheit zu sterben. Aufgrund dessen fand man die japanische Kirsche fortan in vielen wakas (和歌, japanische Gedichtform) und haikus (俳句, japanische Gedichtform), die von den damaligen Samurai geschrieben worden sind.

Yasui Tenjinyama hanami

(Yasui Tenjinyama hanami (安井天神山花見) von Utagawa Hiroshige, 1834)

Der Begriff Hanami in Bezug auf Kirschblüten wurde das erste Mal im Genji Monogatari (源氏物語, Die Geschichte von Prinzen Genji) verwendet, welches als erster Roman der japanischen Literatur gilt. Neben der japanischen Literatur findet man die Kirschblüte auch in vielen künstlerischen Werken, die über Jahrhunderte hinweg entstanden sind.

Alle Japanisch-Neulinge aufgepasst: Hanami darf nicht mit dem ebenfalls bekannten Begriff Hanabi (花火) verwechselt werden, der Feuerwerk bezeichnet und nichts mit der Kirschblüte zu tun hat. Wenn du mehr über die Bedeutungsunterschiede und die Kanji erfahren möchtest, ist unser Japanisch-Grundkurs genau das Richtige für dich.

Hanami in Deutschland

Kirschbäume findet man selbst in japanischen Großstädten an jeder zweiten Straßenecke. Auch wenn die Schönheit der blühenden Bäume im 10.000 Kilometer entfernten Japan umwerfend ist, bieten sich auch bei uns in Deutschland viele Möglichkeiten, mit Freunden und Familie Hanami zu feiern.

Hanami

Besonders der Schlossgarten in Schwetzingen hat ein riesiges Areal nur mit Kirschbäumen, die im April zum Hanami einladen. Mit einer Picknick-Decke und ein paar japanischen Snacks lädt der Schlossgarten zum entspannten Beisammensitzen unter der Kirschblüten ein. Auch viele Asiaten wissen den Ort zu schätzen, sodass man teilweise sogar vergisst, eigentlich gerade in Deutschland zu sein.

Auch in anderen Ecken Deutschlands findet man genügend Möglichkeiten für ein ausgiebiges Hanami. Die Fränkische Schweiz, der Naturpark Gärten der Welt in Berlin, der Park vor dem Grassimuseum in Leipzig und der Hiroshima-Gedenkhain in Hannover sind nur einige der unzähligen Plätze.

 

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