Gaijin oder gaikokujin? Politisch inkorrekte Wörter

Gaijin ist ein herablassender Begriff für einen Ausländer. Er signalisiert, dass der Betitelte fremd ist und nicht zur Gesellschaft dazu gehört. Kotobagari bezeichnet man das Phänomen, Begriffe dieser Art zu vermeiden. Schon beim Japanischlernen sollte man darauf achten, politisch inkorrekte Begriffe zu vermeiden.

Viele Japanbegeisterte, die schon einmal ins Land der aufgehenden Sonne gereist sind, wurden im Laufe ihrer Reise sicher das ein oder andere Mal mit dem Begriff gaijin (外人) konfrontiert. Doch nicht nur in Japan selbst, sondern auch in den Medien und in der Popkultur hört man diesen Begriff immer wieder. Was genau ein gaijin ist, wie man das Wort vermeiden kann und welches Phänomen dahintersteckt, erfährst du in diesem Artikel.

Gaijin als beleidigender Begriff für Ausländer

Negativ belastete Begriffe gibt es in der japanischen Sprache schon seit Hunderten von Jahren. Während einige von ihnen gar nicht mit bösen Absichten entstanden, boten sie sich jedoch im Laufe der Geschichte blendend als vorsätzliche Beleidigungen an. Gaijin ist einer dieser Begriffe.

Sicher erinnern wir uns alle noch daran, wie der Amerikaner Sean Boswell im Film Fast & Furious: Tokyo Drift vom japanischen „Drift King“ Takashi im Zuge einer Auseinandersetzung als gaijin betitelt wurde. Was eigentlich so schlimm an dem Begriff ist, fällt jedoch erst auf, wenn man sich das Wort mal genauer anschaut.

Der Ausdruck gaijin besteht aus den beiden Wörtern gai (外; außen, anders, fremd) und jin (人; Mensch). Schnell fällt auf, dass der Begriff also gar nicht explizit einen Ausländer bezeichnet. Viel mehr bedeutet er etwas wie „Fremder“ oder „Außenseiter“.

Gaikokujin als korrekter Ausdruck

In der Nachkriegszeit konnte man einen Wandel beobachten, bei dem das Wort gaijin durch gaikokujin (外国人) ersetzt wurde. Koku (国) bedeutet „Land“ und steht in dieser Wortkombination für die politisch korrekte Bezeichnung eines Ausländers.

Warum also hört immer noch an jeder Ecke den Begriff gaijin? Im Grunde genommen gibt es dafür nur zwei Erklärungen. Zum einen kann es durchaus passieren, dass einem Japaner, der weniger Erfahrung mit dem Ausland hat, ein Begriff wie gaijin mal aus Versehen rausrutscht. Die andere Erklärung ist die, dass der Begriff absichtlich, vermutlich als Beleidigung verwendet wird.

 

Wie du dich auf deiner nächsten Japanreise richtig verhältst und Unterhaltungen auf Japanisch führst, lernst du in unserem Japanisch-Grundkurs.

Kotobagari: Das Bemühen, politisch inkorrekte Wörter zu vermeiden

Natürlich ist Japan nicht das einzige Land mit Wörtern, die negativ belastet sind. Im Laufe der Zeit ist unter den Japanern jedoch eine Debatte entstanden, in der es darum geht, politisch nicht korrekte Wörter zu vermeiden – und Wörter dieser Art gibt es viele.

So bezeichnet kichigai (気違い) einen Verrückten, während mekura (盲) ein unschöner Begriff für einen Blinden ist. Einige dieser Wörter werden schlicht vermieden. Andere Wörter wiederum wurden durch neue Begriffe ausgetauscht, so wie es bei gaijin und gaikokujin der Fall ist.

Während shina (シナ) vor hundert Jahren noch eine gängige Bezeichnung für China war, wurde diese Bezeichnung nach dem Zweiten Weltkrieg als abwertend empfunden und durch das heute gängige Wort chūgoku (中国) ersetzt.

Das beschriebene Phänomen wird als kotobagari (言葉狩り) bezeichnet, was so viel wie „Wörterjagd“ bedeutet. Ziel von kotobagari ist es, negative Wörter wie gaijin zu vermeiden und durch neutrale Wörter wie gaikokujin zu ersetzen.

Auch wenn man gerade in der Popkultur öfters Wörter dieser Art hört, sollte man sich gut informieren, bevor man sie selbst verwendet und im schlimmsten Fall jemanden damit verletzt. Das ist auch einer der Gründe, warum Anime nicht das Lehrbuch ersetzen sollten.

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